Am 27. September 1945 richteten Adolf Bremicker und Walter Kückelhaus den Antrag auf Gründung eine SPD-Ortsvereins in Halver an die britische Militärregierung.
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es hier vor Ort für die Sozialdemokratie keine geordneten Parteistrukturen. Engagierte Genossinnen und Genossen aus Halver schlossen sich den Ortsvereinen der größeren Nachbarstädte oder Wahlvereinen an. In den 20er Jahren waren sie in der Halveraner Kommunalpolitik aktiv vertreten, errangen bei den Wahlen Sitze im Gemeinderat und konnten sogar den Genossen Fernholz zum Gemeindevorsteher durchsetzen.
Am 12. April 1945 endete auch für Halver die wohl schlimmste Zeit. Die Alliierten besetzten unser Dorf, Krieg und Terrorregime waren zu Ende. Nicht aber die Probleme der Bevölkerung. Flüchtlinge und Evakuierte aus dem Ruhrgebiet mussten untergebracht und ernährt werden. Die Einwohnerzahl Halvers stieg in den Jahren 1939 bis 1946 von 11.540 auf 16.675. Dagegen verringerte sich der Wohnraum wegen fehlender Baustoffe. Krankheiten wie Tuberkulose und Typhus breiteten sich aus. Selbst an einfache Brennstoffe wie Holz war nicht zu denken. Unter diesen Voraussetzungen begannen die britische Militärregierung und nationalsozialistisch unbelastete Halveraner das demokratische Fundament des Wiederaufbaus zu gießen.
Im Dezember 1945 ordnete die britische Militärregierung eine neue Besetzung der Gemeindevertretung an, jedoch nach einem festgelegten Verteilerschlüssel.
22 Gemeindevertreter umfasste das Gremium: 11 Vertreter der CDU und 11 Vertreter von SPD und KPD. Die konstituierende Sitzung fand am 20. Dezember 1945 in der “Hall of the Karlshöhe” statt und in der ersten offiziellen Sitzung am 3. Januar 1946 wurde Ernst Stamm zum Bürgermeister gewählt.
Fünf Tage später, am 8. Januar 1946, genehmigten die Briten die Gründung der SPD-Ortsgruppe in Halver – vorläufig! In dieser Genehmigung festgeschrieben wurden die “verantwortlichen Führer”:
– Vorsitzender Theodor Schmitt, Herweger Schleifkotten,
– Schriftführer Walter Goes, Schmalenbach 3 und
– Kassierer Paul Bremicker, Von-Vincke-Str. 37.
Diese vorläufige Genehmigung erstreckte sich auf alle Handlungen der Ortsgruppe, bis genügend Ortsgruppen vorhanden waren, eine Sozialdemokratische Partei für den ganzen Landkreis zu bilden. Jugendliche unter 18 Jahre durften sich nicht daran beteiligen.
Daraufhin fanden regelmäßig Versammlungen in der “Hall of the Karlshöhe” statt. Die Notlage der Bevölkerung und interne Personalfragen standen bei den Diskussionen im Vordergrund. Mindestens sieben volle Tage vor der geplanten Zusammenkunft musste der Genehmigungsantrag, deklariert als “öffentliche Werbeversammlung” mit maximal 300 Personen, dem Kommandanten der Militärregierung vorliegen und ein Versammlungsprotokoll einschließlich der Rednerbeiträge war nachzureichen. Kopien dieser Genehmigungsanträge erhielten die Militärpolizei und der britische Geheimdienst in Lüdenscheid.
Noch bis Mai 1947 meldete die SPD-Ortsgruppe Halver personelle Veränderungen im Vorstand mit der Bitte um Genehmigung an die Briten. Politische Unbedenklichkeitsbescheinigungen wurden seitens der Gemeindeverwaltung beigefügt.
Langsam normalisierte sich alles wieder und Themen kamen auf, die sich bis heute gehalten haben. So bilanzierte der Genosse Ernst Stamm im Juli 1950, dass die Verhältnisse der Schulen, Straßen und der Wasserversorgung verbessert worden seien, aber noch so manches verbessert werden könnte, “sofern nur in etwa die Mittel dazu zur Verfügung stünden”.